Die Agfa Compact wurde 1981 unter dem Namen "Agfa Optima 935 Sensor" oder "Agfa Optima
electronic 935 flash" präsentiert. Diese Namensgebung wäre durchaus konsequent gewesen,
da sie die zeitgemäße Weiterentwicklung der "Agfa Optima x35 Sensor electronic" Serie war.
Dass sie dann doch den Namen "Agfa Compact" bekam, liegt wohl daran, dass dies auch das
auffälligste Merkmal ist. Sie ist wirklich COMPACT!
Das Gehäusedesign ist bis heute faszinierend, da man sich ständig fragt wo in diesem kleinen
Ding die ganze Technik untergekommen ist. Man darf dabei ja nicht vergessen, dass das Objektiv
in den Kamerabody versenkt wird und eine Filmpatrone + Auffangspule auch noch Platz haben müssen.
Dann noch Sucher, Motor, Elektronik, ... , auf jeden Fall ist nicht viel Platz verschwendet worden!
Will man die Leistung der Agfa Entwickler wirklich richtig darstellen, kommt man um einen Vergleich mit
den renomierten Konkurenten nicht herum. Die Olympus XA (1979) und die Minox 35 GT sind kompakter,
sie haben allerdings keinen Motor. Das Solinar Objektiv ist mehr als in Ordnung, vielleicht nicht ganz die
Liga von Minotar oder Zuiko, aber immerhin ist es ein 1:2,8 er Vierlinser (?). Sucht man nach motorisierten
Kameras muss man schon in den Bereich der ersten Autofokus Kameras gehen.
Modelle wie die Canon MC haben dann zum Autofokus auch einen Motor,
allerdings auf Kosten eines wesentlich größeren Gehäuses. Man sieht also: die Agfa Compact war
für 1981 eine technische Glanzleistung und in der Liga der super Kompakten mehr als konkurenzfähig!
Im Vergleich zu aktuellen Kompaktkameras gibt es eigentlich nur zwei Punkte die 1981 noch nicht
möglich waren: ein Autofokus und ein integriertes Blitzgerät in einer super kompakten Kamera.
Wie bei vielen anderen Kompaktkameras dieser Zeit gab es auch für die Agfa ein kleines Blitzgerät
das an der Seite angesteckt wird. Dadurch wird sie natürlich etwas größer. Im Zweifelsfall
wohl lieber ein kleines Taschenstativ mitnehmen, wer braucht schon einen Blitz. ;o)
Historisch gesehen war die Agfa Compact, in Bezug auf die technische Entwicklungsarbeit, meiner Meinung nach
der letzte große Wurf von Agfa im Bereich der Kompaktkameras und definitiv die letzte Kamera die bei Agfa in
München produziert wurde. Danach ging es mit dem roten Punkt qualitativ bergab und eine grobe
Fehleinschätzung der Entwicklung des Digitalkamerasegments, so wird zumindest gemunkelt, führte
letztendlich 2005 zum Konkurs.
Was für Sammler interessant sein könnte: die Agfa Compact in funktionsfähigen Zustand ist
doch schon relativ selten geworden. Woran das liegt kann ich nicht sagen. Ich denke dass nicht
besonders viele Kameras gebaut wurden, wieviele es in Summe waren weiß ich allerdings auch nicht. Viele davon
sind mittlerweile defekt. Geht dann bei ebay doch mal eine über den Tresen, darf man getrost mit 25 - 30 Euro
rechnen. Weniger ist selten. Wenn man Pech hat kommt noch ein ausländischer Sammler dazu, dann geht
der Preis richtig hoch. Dies ist nicht weiter verwunderlich. Die Kamera ist beliebt, im McKeown's Cameras Book
mit Foto erwähnt (Preisangabe: 65 - 100 $) und im Ausland so gut wie gar nicht zu bekommen. Vor dem Kauf
sollte man unbedingt nachfragen ob die Scheibe, die sich nach dem Versenken des Objektivs als Schutz davor
schiebt und das Gehäuse verschießt, noch funktioniert. Dies ist meistens NICHT der Fall!
Ein besonderes Schmankerl ist das komplette Verkaufsset (Kamera + Blitz + Anleitung + Orginalkarton + ...).
Das ist dann was für besonders betuchte Zeitgenossen.